Annette Pehnt, Schriftstellerin
Flügel sind nicht vorgesehen. Aber wenn sie sich doch zeigen? Stumpfartige Ansätze sich wölben unter dem Wintermantel? Kleine Höcker, die sich mit der Zeit verschmälern, verlängern, bis die Haut aufbricht und die Flügel sich feucht hervordrücken, zerknitterte Fetzen.
Man muß sie lüften. Sie trocknen, sie spannen und straffen sich, nicht vorgesehene Möglichkeiten, nun kann keiner sie mehr übersehen. Wenn der Frühling alles sichtbar macht, stehen sie hinter meinem Rücken gut im Wind. Die Luft fängt sich in ihnen und hebt mich kaum merklich in die Höhe. Ich gebe dem Griff des Windes nach, ein kräftiger Flügelschlag, ich bin nicht mehr vorgesehen.
Nachts ruhe ich aus und wickele mich in meine festen, ledrigen Flügel, meine neue Haut.